2018: Wie alles (wieder) begann
tl;dr: Nach guten 7 Jahren, davon 5 Jahren mit echten Android-Geräten, habe ich beschlossen, mit dem Scannen in Pokemon Go aufzuhören. Aus verschiedenen Gründen kann und will ich nicht mehr die nötige Zeit aufbringen. Unter anderem, weil mir - wieder aus verschiedenen Gründen - in der letzten Zeit der Spaß an der Sache vergangen ist. Ich habe schon seit einiger Zeit komplett aufgehört, das Spiel selbst zu spielen, was meine Motivation senkt, mich weiter damit auseinanderzusetzen. Um einen Überblick darüber zu haben, ob die Scanner gut funktionieren, ob aktuelle Entwicklungen im Spiel gut dargestellt werden, um diverse Probleme zu finden, ist es sehr hilfreich, das Spiel auch aktiv zu spielen. Dazu kann ich mich aber nicht mehr überwinden, und ein Spiel sollte so oder so keine Überwindung kosten. Sowohl das Spiel selbst, als auch das Scannen, sind für mich zu unbezahlter, nerviger Arbeit geworden.
Vorneweg will ich festhalten, dass ich durch dieses langwierige Projekt wirklich vieles lernen konnte. Ich habe, ohne irgendeinen professionellen Hintergrund, gute Fähigkeiten in der Programmiersprache python erworben. Ich habe verschiedene Hardware und Server an verschiedenen Standorten betreuen dürfen. Ich habe gelernt, was Kunden-Support bedeutet, und dass "Buchhaltung" richtig nervt, besonders wenn am Ende - wie geplant - nichts hängen bleibt. Ich habe eine Ahnung davon bekommen, was es wirklich an Aufwand und Einsatz bedeuten muss, sich auch nur eine kleine Selbständigkeit aufzubauen. Und noch einiges mehr.
Und - last but not least - ein Haufen netter, witziger und cooler Leute, die ich im Umfeld von Pokemon Go kennenlernen durfte. Einen besonders herzlichen Gruß an die Raid-Trains Sonntags um 6 Uhr (ja, 6, nicht 18 Uhr).
Warum höre ich dann jetzt auf? Ich will auf ein paar Punkte eingehen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Pokemon Go hat aus meiner Sicht das enorme Potential, das in der Kombination dieser unglaublich erfolgreichen und beliebten Franchise und der Idee von AR-Games liegt, nie verwirklichen können. Unvergessen der Hype am Anfang, Fernsehbeiträge über blockierte Straßen in größeren Städten, jede Menge Leute mit Powerbanks in Fußgängerzonen. Neue Pokemon durch die Fußspuren-Funktion jagen. Und dann hat man 100er gesammelt, falls man sie irgendwann mal wirklich braucht.
Wer kennt's noch?
Und auf diesen Moment warte ich bis heute. Dem Spiel fehlen Herausforderungen, echte Erfolge, und wirklich relevante und innovative AR-Elemente (draußen rumlaufen und Fotos mit virtuellen Pokemon, ist das alles?). Die Go Battle League bleibt auf ewig ein verbuggtes Chaos. Statt innovativen Spielideen wurde das Spiel schnell zur Gelddruckmaschine mit ganz normalen, tausend mal gesehenen Mobile-Gaming-Elementen umgebaut (pay2win, pay2play).
Ich habe jahrelang Pokemon gesammelt in Vorbereitung auf die Herausforderung, den interessanten Spielmodus. Es wird beim ewigen Sammeln ohne Grund bleiben. Aus der Sicht des Gamers gibt es unzählige besser designte Spiele, aus der Sicht des Anfang-bis-Mitte-30ers gibt es viele bessere Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen.
Obwohl Niantic das Scannen prinzipiell jederzeit unterbinden könnte, haben wir in Hardware investiert, um die Scanleistung hochzufahren. Auf all den Geräten laufen spezielle Apps, die in die Pokemon Go App eingreifen, um die Scan-Daten herauszuziehen. Ein Team kam initial auf die Idee, nach einiger Zeit gab es Konkurrenz. Die kann das Geschäft beleben, aber auch für Drama und andere Schwierigkeiten sorgen. Ständig diesen "Markt" im Auge zu haben, während Niantic jederzeit die Party sprengen könnte, wird mit der Zeit ermüdend.
2019: Mehr Hardware, mehr professionelle Kühlung
Schon mal 2000 PTC-Accounts erstellt und ein Account-Verwaltungs-Tool dafür programmiert, weil Niantic plötzlich meint, 7000 Encounter pro Account und Tag sind genug? Ich schon.
Auch für Maps, für Telegram, für diverse Helferlein, für ein Spenden-Shop-System usw. muss man ständig auf dem Laufenden bleiben, Updates einspielen, oder mal ein Wochenende darauf verwenden zu einem komplett neuem System zu wechseln, weil wieder eine noch bessere Map neu entwickelt wurde, statt die bestehende Software zu verbessern. Schwierig, wenn man es selbst überhaupt nicht mehr nutzt.
Selbst als ich noch Spaß an Spiel und Software hatte, kam jeden Monat (oder so) die Zeit, um Abzurechnen, Geld einzutreiben, Leute an ihre Zahlung zu erinnern, und nochmal, und nochmal ... und dann dieselben Leute, die gerne mit Nachdruck für kleinere Probleme bis gestern eine Lösung verlangen, dreimal im Monat ihr Scan-Gebiet anpassen wollen, und dann plötzlich spurlos verschwinden. Eine kleine, außergewöhnlich nervige Minderheit.
Ein brummender, heizender und blau leuchtender Schrank steht 24/7/365 in meiner Wohnung herum. Mal geht ein Netzteil so halb kaputt (ein Problem, das man erst mal eingrenzen muss), mal muss ein Gerät neu geflasht werden (20-30 Minuten Laaaaaangeweile). Warum geht der USB-Hub nun wieder nicht? Warum läuft das Flash-Tool nur auf meinem 13 Jahre alten eeePC?
2020: Schrank und Inhalt
Wusstest du, dass Telegram nur eine begrenzte Anzahl von Nachrichten pro Minute je Internetzugang erlaubt? Deswegen nutze ich neben dem Server von pogoan.de zwei weitere, gemietete Server, so wie meinen eigenen Internetzugang und den von meiner Mutter, um die unzähligen Pokemon-Alarme zu verschicken. Damit alle Bedürfnisse erfüllt werden können, auch der Versand von 20 Alarmen pro Minute 24/7. Respekt, wer es schafft, 20 Pokemon in der Minute in einem Gebiet von ein paar km² Tag und Nacht zu fangen!
Das alles war aber nicht genug, die Sache lief ja von außen betrachtet insgesamt doch ganz gut vor sich hin. Und dann kam Niantic und beschloss, den Support für das uralte Android 7 einzustellen. Vermutlich alle ATV-Scanner auf der Welt laufen mit Android 7. Ein Upgrade auf Android 9 ist prinzipiell machbar. Dafür muss jedes Gerät aus dem Schrank genommen und wieder an einen Rechner angeschlossen werden. Ein USB-Stick eingesteckt werden. Die Konfiguration im Web-Interface angepasst und freigegeben werden. Es muss gewartet werden. Das Gerät wieder in den Schrank und das nächste raus, wenn alles glatt gelaufen ist. Was man nicht gerade als garantiert bezeichnen kann.
Es ist Android, kann man bestimmt auch drauf scannen...
Klar wäre das irgendwie zu bewältigen, und wenn auch nur mit einem oder zwei Geräten am Tag. Es hat mich aber zum Nachdenken gebracht. Ich war wochenlang hin- und hergerissen, aber eigentlich weiß ich gar nicht warum.
Die Erkenntnis ist schlussendlich: Mehr freudlose Arbeit, um danach mit der freudlosen Arbeit auf Android-9-Basis weitermachen zu können?
Nö.